Wir haben Scudellate besucht und darüber einen Artikel verfasst, welcher die Idee des „Albergo Diffuso“ als Wiederbelebung verlassener Dörfer beschreibt.









In Tessiner Bergdörfer leben heute 7,8 oder 13 Bewohner, die meisten davon älter als siebzig Jahre. Zukunft Tourismus? Im Tessin werden Stiftungen gegründet, um in den Dörfern ein Albergo Diffuso auszubauen. Albergo Diffuso bedeutet verstreute Herberge.
Wie zum Beispiel in Scudellate, im Tal Muggio. Früher eine Enklave für den Schmuggel nach Italien, 250 Leute lebten dort. Heute ist das Dorf verlassen, doch Claudio Zanini und Oscar Piffaretti hauchten mit ihrer Stiftung neues Leben ein. Die öffentliche Hand, die Berghilfe und Sponsoren investierten.
Als erstes wurde die Osteria Manciana restauriert; mit Dorfladen, Restaurant und vier schönen Gästezimmern. Es macht ein netter Treffpunkt im Ort mit einer ausgezeichneten Küche aus. Nebenan liegt die Jugendherberge mit 25 Betten, Frühstücksraum, Terrasse und Küche für Budgettouristen.
Claudio Zanini möchte als Präsident der Stiftung weitere Eigentümer gewinnen, welche Zimmer in Scudellate vermieten oder ihre Häuser zu Verfügung stellen. Die Stiftung kaufte die Liegenschaften im Baurecht für Euro 1,- und nahm insgesamt drei Millionen für das Projekt in die Hand. Bevor die Häuser verfallen, sollten diesem Beispiel andere Bewohner folgen. Das schafft sinnvolle Arbeitsplätze und belebt das Dorf.
„Wir wünschen den Gästen eine schöne Zeit in ruhiger Natur mit gutem Essen zu bieten. Ein hochwertiges Frühstück, genug für eine Wanderung im sonnigen Tal, ein feines Abendessen – das wünschen sich die Gäste. Sie besuchen Museen, eine alte Mühle und weitere Sehenswürdigkeit und erfreuen sich an wunderbar-herrlichen Wäldern, Flüssen und schönen Blicke ins Tal.“
Claudio überlegt sich ein starkes Werbekonzept, Wortspiele mit Monte Generoso, an dessen Berghang Scudellate liegt und dem Begriff generös – großzügig. Organisiert wird das Hotel Diffuso mit seinen verschiedenen Häusern in der Osteria. Dort werden die Gäste einchecken, der Service für alle verschiedenen Zimmer wird hier zentral organisiert. Aktuell arbeiten dafür fünf Mitarbeiter.
Wie wohl die Einheimischen regieren? Der Verkauf als Zweitwohnung ist reglementiert, das Dorf Scudellate soll belebt werden. Da kann der Tourismus helfen, indem er Stellen schafft. So könnten sich ein Coiffeur und ein Masseur ansiedeln, anfangs als eine ihrer “Zweigstellen”. Auch auf Kulturschaffende kann das abgeschiedene Leben inspirierend wirken, oder auch auf Programmierer.
Weshalb sollen alle digitalen Nomaden in Städten wie London, Barcelona oder Berlin leben? Ein Leben in einem Bergdorf schafft ein besonderes Gemeinschaftsgefühl. Statt hohe Kosten in eine Wohnungsmiete zu investieren kann in der Osteria fein übernachtet werden. Auf Spaziergängen in der Natur kommen womöglich mehr Ideen auf als in einer stressigen Stadt. In Scudellate gibt es einen einwandfreien Internetempfang. Zum Flughafen Malpensa bei Milano dauert die Fahrt eine Stunde, in 30 Minuten wartet der nächstgrößere Ort Mendrisio.
Kleine kulturelle Veranstaltungen lassen sich leicht organisieren. Das Bergdorf Scudellate liegt pittoresk am Ende des Tales Muggio, zeichnet sich mit einer schönen, katholischen Kirche aus, das Dorf wirkt geschlossen. Es lohnt sich in der Tat solche Orte zu erhalten. Nachhaltiger Tourismus ist dafür ideal.
Hier die Koordinaten:
Albergo Diffuso del Monte Generoso
Manciana Osteria
Via Cantonale 95
CH-6838 Sucdellate
+41 91 684 11 36
info@osteria-manciana.ch
osteria-manciana.ch